Einen sicheren Hafen zu haben das ist Gold wert. Es ist einer der wichtigsten Bausteine zum Glück. Es lässt uns ruhig und eben sicher werden. Und Sicherheit ist das Gegenteil von Angst. Und ängstliche Menschen haben keinen sicheren Hafen. Sie werden getrieben. Ich wurde getrieben. Meine Ängste liessen es mir zu, vor allem Angst zu haben. Mir selbst meines Daheims nicht mehr sicher zu sein. Mögliche Türklingel, Briefkasten, Hausgang, Waschküche, Flur, alles mögliche Krisenherde. Ich fürchtete mich vor möglichen Eventualiäten. Ich lebte in der Angst vor Dingen die ich mir ausmalte. Wenn mich Leute fragen wie gehen Ängste vorbei, wie gehen Depressionen vorbei, so antworte ich: Mit der Zeit. Die Zeit ist der wichtigste Faktor eine Krise zu überwinden. Nicht die Medikamente, nicht die Therapie, aber die Zeit. Sie bringt uns zu dem was für eine Genesung unabdingbar ist: Den sicheren Hafen.
Feierabend
Ich habe wie zwei Lebenslinien: Erstens mein bürgerliches Leben in Basel und zweitens mein eben bürgerliches Leben in Basel in Anbetracht dessen, dass ich im 2008 das Universum gerettet habe. Das glaubt mir niemand, eh klar. Aber genau das macht es aus. Ich kann mein Superheldenleben unbemerkt fortführen. Ich bin quasi im Ruhestand und versuche mein bürgerliches Leben in Basel bestmöglich zu geniessen. Dies gelingt mir natürlich nicht ohne Störungen: Aber ja, ich fülle jedes Jahr unsere Steuererklärung aus und ich bin in einem Rentenantrag der Invalidenversicherung. Das ändert aber nichts daran, dass ich fortwährend im Feierabend bin da ich meine Hauptaufgabe im Leben gemeistert habe. Das wünsche ich euch auch. Man braucht dazu nicht psychotisch zu werden, aber es hilft.
Zum zufrieden sein. können.
Zum sozialpsychiatrischen Kolloquium
Ich kann euch sagen was in den letzten dreizehn Jahren Peergeschichte in der Schweiz passiert ist: Wir haben uns in den Institutionen aufgerieben. Wir haben das ganze angestaubte Wesen der Institutionen verinnerlicht. Wir müssen uns Tag für Tag, als Fachpersonen, derart an den Betrieb anpassen, dass wir uns darüber selber verloren haben. Ich selber kann gar nicht wissen wo ich anfangen soll darüber zu berichten wo Peerarbeit anfängt in der Überzeugung und wo sie in der Institution am System scheitert. Wo wir an anderen Fachpersonen scheitern und ihrem Selbstverständnis von Teamarbeit. Wo wir unsere Rolle nie richtig finden können. Wo wir die Geschichte der Psychiatrie mitatmen und zwangsläufig mittragen. Es ist nicht die Peerarbeit die in der Krise ist, das System ist die Krise und es lähmt uns mit. Wie ein Neuroleptikum, wie eine Gesprächstherapie. Ihr habt noch nicht verstanden, dass wir die Wende sein können. Die neue gute Geschichte der UN-BRK. Dass wir die Psychiatrie aushebeln können zum Wohle der Patient:innen. Das Peerwesen kann und soll in erster Linie empowerment sein, trotz der Psychiatrie. Dafür müssen wir den ganzen Laden umbauen und dafür müssen wir die Last der Institutionen mittragen. Das können wir obwohl wir dafür nicht ausgebildet wurden. Das bedeutet Fortschritt und Rückschlag, aber es bedeutet doch in erster Linie Umbau.
Vom bleibenden Wert
Soll ich es wagen um der Autorenschaft willen ? Darum um etwas zu schaffen von bleibendem Wert ? Darum um mich über den Alltag zu erheben, Kraft meiner Geschichte ? Noch scheinen die Versuche zaghaft und keusch. Kleine Ansätze über die Realität. Wie weiss ich um die Realität als Psychotiker, da macht mir keiner etwas vor. Ich würde es hinkriegen wenn du mir aus meiner Geschichte vorlesen würdest. Um meiner Willen uns zur Gänze.
Senryu
Übung in der Schreibwerkstatt der Tagesstruktur Entwicklung:
Inside Psychopharmaka
Ich nehme seit 21 Jahren psychoaktive Substanzen zu mir. Also seit 21 Jahren ärztlich verordnete Psychopharmaka. Von Anfang an eine Kombi aus Lithium und Neuroleptikum, um meiner Diagnose der Schizoaffektiven Störung Herr zu werden. Bis vor kurzem sagte ich gerne, dass ich gar nicht mehr weiss, wer ich eigentlich bin, dass ich meine Präpharmakapersönlichkeit an eine neue medizierte, genesene Person verloren habe. Eine gleichförmigere, nivelliertere Person, die nach 21 Jahren Substanzmittelgebrauch ein Wesen ohne Medikamente gar nicht mehr kennt. Aber das stimmt nicht so ganz, denn es gab immer wieder Phasen der Reduktion und des Absetzens. Aber ich will der Reihe nach erzählen:
Mein erstes Neuroleptikum war mir bitter auf der Zunge und ich hielt es für Gift, das mir feindliche Agenten verabreichen wollten. Dies geschah im Jahr 2001 auf der Akutabteilung der Klinik Königsfelden. Ich spuckte die Tablette wieder aus, um als Medikamentenverweigerer zu gelten und um sogleich überwältigt, fixiert und zwangsmediziert zu werden. Ich erhielt mein erstes Psychopharmakum also gegen meinen Willen. Ich weiss noch, wie gedämpft ich war, als wäre ich in mir gefangen und dass ich das Medikament als Fremdkörper erlebte. Wie das Neuroleptikum damals hiess, weiss ich nicht mehr, aber es war eins der zweiten Generation.
Ich habe seitdem nach jeder Psychose versucht meine Medikation zu reduzieren bis hin zur gänzlichen Absetzung, um Wochen später rückfällig und erneut auf Neuroleptika gesetzt zu werden. Dieses Erleben des Medikaments als Fremdkörper in meinem Organismus sollte mich noch viele Jahre begleiten. Die zwangsläufig jeder Psychose folgenden Zustände waren nicht leicht zu ertragen, teils erlebte ich mich als zu durchlässig, teils als zu gedämpft. Diese Zustände waren nur schwer von den Nebenwirkungen der Medikamente zu unterscheiden. Ausser, die Sache mit dem Übergewicht.... die 30 Kilo Gewichtszunahme kamen klar vom Neuroleptikum. Ärzt:innen verneinen in der Regel den Zusammenhang zwischen den Medikamenten und dem Übergewicht. Das Medikament selbst würde nicht dick machen....
Seit 21 Jahren schlucke ich also täglich Medikamente. Es gibt Stimmen die behaupten, dass schon diese blosse tägliche Routine einen Rückfall verhindere und seit meiner sechsten und bisher letzten Psychose im Jahr 2020 glaube auch ich, dass ich ohne diese Routine nicht in der «allgemein anerkannten» Realität bleiben kann. Ich denke, dass ich ohne Medikamente dauerhaft psychotisch wäre und werde sie wohl für den Rest meines Lebens nehmen müssen. Ich habe fast 20 Jahre gebraucht, dies zu akzeptieren. Diese Jahre waren gekennzeichnet durch Erfolge und Rückschläge auf der Suche nach dem geeigneten Medikament. Ein Medikament, mit dessen Nebenwirkungen ich leben kann. Nebenwirkungen, welche keine extreme Gewichtszunahme oder gar ein Extrapyramidales Syndrom beinhalten, welche ich für mich immer als die schlimmstmöglichen Nebenwirkungen definiert hatte. Mittlerweile habe ich ein solches Neuroleptikum gefunden und auch die richtige Dosis, die es mir ermöglicht meine Emotionen einigermassen auszuleben. So kann ich beispielsweise wieder Glück empfinden, ohne gleich eine manische Episode und somit einen Rückfall befürchten zu müssen. So wurde ich schliesslich diese genesene Person, die gelernt hat, die Psychopharmaka als Teil ihrer Persönlichkeit zu begreifen. Ich habe meine Routine entwickelt, ich begreife die Medikamente nicht mehr als störendes Element, sondern sogar als Chance auf ein selbstbestimmtes Leben.
Langsames Ausfahren oder Absetzen der Neuroleptika wird von allen empfohlen auch von der deutschen Gesellschaft für soziale Psychiatrie e.V. welche eine tolle Broschüre zur Absetzung oder Reduktion von Neuroleptika veröffentlicht hat. Die war mir immer eine grosse Hilfe, findet man im Netz:
Gefühlt 9 Jahre
Das ist lange her. Gefühlt 9 Jahre. Einfach einen Txt so eintippen. Ohne zu wissen wo das hinführt. Ohne zu wissen wo man herkommt. Auf agnostic. mit allem was passiert ist im wissen darum was möglich ist. Du bist. Ich bin. Wir sind. deformiert,. Problembehaftet. Ich will, dass du sauber bleibst. Lass dich nicht bemängeln. Denn wenn du es schaffst, kann ich es auch. Sattsam. Umtriebig. Der eigenen Grenzen bewusst. Ich schaff das alles, schreien. Ich denk das alles, sagen. Ich lieb das alles, denken. wollen. Geh über meinen Wert und wird egal. Gleichwertig gefühlt 9 Jahre lang.
Fachartikel Psychiatrie + Neurologie
Schriftprobe post_2020
notwendige Kurzgeschichten
Testkolumne Surprise (in leichter Sprache)
Ich soll über Behinderung schreiben
Aber ich bin eigentlich normal
Das heisst ich habe eine Diagnose
Ich bin auch Beeinträchtigt
Und ich habe eine Krisenerfahrung
Aber bin ich deshalb behindert ?
Ich glaube doch Ja
Behindert wie alle
Beeinträchtigt wie Alle
Erfahren wie Alle
Deshalb muss man mich nicht integrieren
Weil ich wie alle bin
Wir sind alle gleich
Alle die behaupten nicht gleich zu sein sind verdächtig
Nicht gleich behindert
Nicht gleich beeinträchtigt
Nicht gleich erfahren
Nicht Mensch zuerst
Ich sehe diesen langen Weg den wir zusammen gehen
Jeder Schritt in die richtige Richtung
Aber zuerst brauchen wir eine neue Sprache
Dafür müssen wir neu denken
und das geht nur über die Behinderung
Testkolumne Surprise (In so leichter Sprache wie möglich)
Ich bin angefragt worden regelmässig etwas in einem Strassenmagazin zu schreiben, weil ich behindert bin. Also gehe ich davon aus, dass ich auch über meine Behinderung schreiben soll und das ist das eigentliche Problem: Ich bin " allgemeinbehindert". Das heisst so wie alle. Ich glaube ich darf das sagen: Ich bin so behindert wie du und ich. Also bin ich "normal". Und ich teile meine Behinderung mit der Hälfte der Bevölkerung. Mit denen die eine psychiatrische Diagnose haben. Das ist unsere eigentliche Behinderung, dass sie uns klassifizieren aufgrund unserer Verhaltensauffälligkeiten. Ich, zum Beispiel, bin ein "Schizo". Meine Diagnose ist etwas wohlklingender, eine die ich mir 1999 im Kantonsspital selber gestellt habe, aber "Schizo" passt. Es sind viele "Schizos" auf der Strasse unterwegs. Oft sind sie laut und verhaltensauffälig. Meist sind Rauschmittel im Spiel. So auch bei mir lange Jahre. Cannabis und Alkohol. Stufe Kommatös. Das heisst wir reden dann nicht mehr von einer einfachen psychiatrischen Diagnose als " Schizo" sondern von einer mehrfachen mit der Suchterkrankung. Seit dem Bundesgerichtsurteil letzten August - und vielleicht habt ihr das hier schon gelesen - gilt Suchterkrankung als psychische Krankheit und Arbeitsunfähigkeit muss ( oder mindestens sollte ) berentet werden. Ich schreibe das nicht um Marie Baumann an dieser Stelle wiederaufleben zu lassen, sondern weil ich als amtlich geprüfter "Schizo" zweimal abgeblitzt bin bei der IV BS und unter Umständen mit meiner Suchterkrankung Erfolg gehabt hätte.
Ich bin aber auch noch ein "Psycho" dazu, weil ich fünf Psychosen in drei Kantonen durchlebt habe. Da ist man dann schon ein qualifizierter Behinderter und es reizt einen über die Normalität zu schreiben. Denn mindestens zwei Dinge verliert man in einer Psychose : sich selber und den Bezug zur Normalität. Wenn man so will verliert man als drittes seine Sprache und das ist die "Hauptbehinderung" in dieser Phase, dass einen die anderen nicht mehr verstehen und sie uns nicht, und dass wir Mittelsleute brauchen, dass wir in diesem Zustand sozial nicht komplett verwahrlosen. Wirklich haben wir eine andere Sprache. Wir leben in einer anderen Welt in der wir jedes Wort auf die Goldwaage legen. Jede Aussage wird in der anderen Realität überprüft. Meist ist der erste Eindruck so zutreffend, wenn Haltung und Aussage inkohärent (unzusammenhängend) sind. Da kann es schon mal zu Verhaltensauffälligkeiten kommen. Das nenne ich eine gesteigerte Allgemeinbehinderung. Sollte jeder kennen. Eben.
Das kann vertieft betrachtet werden. Die Zusammenhänge zwischen unserer Sprache, der Behinderung, der Ausgrenzung und fehlender Visionen diese zu reformieren. Von Altkanzler Helmut Schmidt wurde das Bonmot (Sprichwort) überliefert: " Wer Visionen hat, sollte zum Arzt." Und tatsächlich hat die Ärzteschaft die Funktion übernommen, Visionen von der Gesellschaft fernzuhalten, indem sie ein Modell geschaffen hat, diese gleichsam zu pathologisieren ( als krank zu erklären ), zu absorbieren in neutralen Bürozimmern, und möglichst zu schauen, dass der Visionäre selber aufhört an den "Schwachsinn" zu glauben. So jetzt bin ich schon etwas ins Detail über systemische Verhältnisse, die uns behindern.
Ich will nochmal ein neues Wort einführen und das ist die Beeinträchtigung. Das muss man unterscheiden von der Behinderung. Beide Bezeichnungen sind aber unbedingt im momentan gesellschaftlichen Kontext zu verstehen, wo Andersartigkeit kein Platz hat und Andersartige an den Rand gedrängt werden. Denn beeinträchtigt bin ich durch meine Person und meine Geschichte. Aber behindert bin ich immer durch die herrschende Ordnung. Ich leide an ihr und durch sie. Sie behindert mich sie zu ändern. Das kennen sicher viele und das kann man wiederum als Allgemeinbehinderung verstehen und das ist normal. Eben.
kollektiv
von Steffi
Erfahrene in den Medien
Eben habe ich eine Kolumne in der Süddeutschen gelesen die sich über zweidrittel des Textes damit auseinandersetzt, dass man über den mutmasslichen Freitod dieser vermutlich psychisch kranken Bloggerin besser nicht schreiben sollte es aber eben doch nicht sein lassen könne weil Klammer auf:…. journalistische Relevanz…. bla bla… öffentliches Interesse…. moralische Verpflichtung … allsowas… Klammer zu.
Das regt mich auf. Weil das öffentliche Interesse anscheinend schwerer wiegt als Menschenrecht und und was ja ?
Unschuldsvermutung ? Stigmatisierung ? Unzurechnigkeitserklärung ? UN-BRK ?
War halt eine bekannte Bloggerin… da muss die Öffentlichkeit erfahren was gelaufen ist und wie sie sich suizidiert hat um all die andern Blogs zum Thema zu füttern. Die Süddeutsche zum Beispiel.
zuFrieden
liebe ist nicht das was in einer beziehung passiert oder in einer gala-bildstrecke....
liebe ist gott und gott sind wir alle. die liebe besteht dank uns und ist unendlich.
das aufbäumen des hasses aber ist reaktiv durch den sieg der liebe im 0808 in der entscheidenden schlacht.
hass und liebe werden sich auflösen und wir werden zufrieden sein. können.
zur Erholung
zum Zusammenhang
Ich habe grad vorher einen Tweet gelöscht der sich auf eine Sitzung iim Selbsthilfezentrum Basel bezog und meine jetzt, dass das vlt etwas aus dem Zusammenhang gerissen war, wenn ich “arme welt” schrieb. ( lasst sie uns verändern) war das aus dem Zusammenhang gerissen. Aber es ist eine arme Welt in der so viele leben und in die ich heute einen Einblick hatte. Sie ist eine trostlose und hoffnungsfreie Welt die sie mit uns teilen und ihre Geschichten sind lang, tief und von einem Entsetzen das die tiefe Traurigkeit überdecken soll und diese entsetzte Vehemenz wird gern mit Empowerment verwechselt.Das ist der Zusammenhang. Denn diese Welt ist arm. Sie ist konfliktorientiert und scheint unrettbar in ihrer Selbstdekonstruktion. Das heisst sie zerlegt sich selbst und mein Plan geht auf. Dies für die Eingeweihten unter euch. Unsere Welt ist die in der wir gleich sind. Alle. Egal.
ich stelle einen antrag...
ich stelle einen antrag auf rückvergütung, der monatlich aufgewendeten zeit zur gesundheitspflege :
(sämtliche erhobenen zeiten halten einer sozialdetektivischen überprüfung stand )
- 60 x 7 min täglicher tabletteneinnahme inkl, dran denken und wöchentlichem rüsten ( schizo-affektive störung) : 7 std
- 4 x 1 std psychotherapie wöchentlich ( siehe oben ). 4 std
- 2 x 3 min wöchentlicher nasencremeauftrag. ( allergie auf hauteigene pilze ). 24 min
- 3 x 3 min wöchentliches einwirken lassen des spezialshampoos ( komplizierter name einer kopfhauterkrankung ) 36 min
- täglich 30 sec. mundspülen mit einer anti-erosionslösung. 14 min
- pauschale unregelmässige wiederkehrende wundbehandlung. 2 std
- pauschale unregelmässiges ohrenspülen 30 min
total monatlicher zeitaufwand gesundheitsplege 14 std 34min
aufgerechnet mit einem peerstundenansatz von 80.- ergibt das ein total von. fr. 1‘160.-
selbstpflegekosten monatlich.. ein experte aus erfahrung behandelt sich selber.
stelle ich diesen antrag der IV ? dem gesundheitsdepartement, der krankenkasse ? tips zur richtigen adressierung meines antrags nehme ich gern in den kommentaren entgegen.