Wie kommt man eigentlich auf die saublöde Idee, tagelang einem völlig unrealistischen Traum nachzuhängen? Ist das etwa cool oder so? Ich meine, ich versuche mich in der Vorstellung, Benicio del Torro zu begegnen. Ehrlich. Und irgendwie ist das ganz schön arm find ich. Es lässt sich einfach nicht abstellen, dieses blöde Englischgerede, das frühmorgens während dem Pinkeln schon losgeht. Fiktive Gespräche und zwischendurch Kaffee kochen. Verpennt die Zähne putzen und ein nettes Lächeln für das Wiedersehen üben, welches mein Bewusstsein schon meilenweit im voraus geplant hat. Wie dämlich kann denn unsereins noch werden? Dann wieder ein ermahnendes Kopfschütteln wenn der Kaffee getrunken ist. So geht es nicht. Sind wir etwas einsam Madame? Fehlt hier ein wenig Lebensinhalt und muss dort ein altender Schauspieler als Inspirationsquelle für ein künftiges grossartiges und welterregendes Werk, welches noch im hintersten Hinterstübchen meines Unterbewusstseins schlummert, herhalten? Wär ich eine Esotante, würde ich mir vielleicht denken, ich hätte aus Versehen ein Wesen kontaktiert, welches als Teilseele von Benicio im Weltall herumschwirrt und mich wegen irgendeiner wahnsinnig wichtigen kosmischen Verbindung aufgespührt hat. Wäre ich eine Psychologin, würde ich mir eine Gesprächsterapie für Torschlusskandidatinnen verordnen. Wäre ich meine beste Freundin, würde ich mir einen Lover besorgen. Wäre ich ich, wüsste ich in Gottes Namen nicht, was der ganze Scheiss soll. Auf jeden Fall bin ich im Myspace jetzt seine Freundin. Da hab ich doch schon mal den Benicio bei seinen Hörnern gepackt. Oder sagen wir mal, ich hab ihm virtuell eins auswischen können. Denn an solche Typen kommt man sowieso nicht einfach so ran. Ausser vielleicht, ich flieg mal nach L.A. und besteche irgendeinen Paparazzo, damit er mir sein Anwesen zeigt und dann binde ich mich an einen Baum oder spiele Wochenlang Katzenretten vor der Tür. Aber das ist wieder eine andere fiktive Geschichte, die ein ander Mal erzählt werden will.
Sieglinde Sentimentalla